3 Tanzbären

Was man wissen sollte...

Noch einige Worte zur Spieltechnik, zur Mechanik und den Rollen:

Die 28 Töne der Rolle werden mechanisch abgetastet, es fallen also federbelastete Stifte in die Rolle ein, die wiederum die Klappe vor der entsprechenden Kanzelle öffnen.

Noch bei jedem Instrument, dass ich bisher entweder selbst erworben habe oder spielen konnte, haben die Besitzer und Restaurateure zu viel des Guten getan. Der Tanzbär neigt nach mehreren gespielten Rollen dazu, die Mechanik der Klappen so weit zu lockern, dass diese auch ohne Ansteuerung über die Löcher im Band Töne erzeugen, der Bär "brummt". Dem versuchen die meisten Besitzer so abzuhelfen, dass sie die Klappen sehr stramm einstellen. Damit wird der Tanzbär unspielbar, weil die zu überwindenden Kräfte einerseits den Motor (unabhängig von der Ausführung als Feder- oder Schwungradmotor), andererseits aber den Spieler, der diesen Motor ja in Schwung hält, völlig überfordern. Das tut nicht nur dem Spieler weh, sondern auch den Zuhörern, weil es vor allen Dingen dafür sorgt, dass der Vortrag abgehackt und unmelodiös daherkommt.

Frühe Werbung - Sechseckige Tanzbären haben immer nur 16 Töne!

Stichel an der Ventilmutter

Die Klappen sollten über die Ledermuttern so eingestellt werden, dass diese zuerst einmal alle soweit gelockert werden, dass man die Töne, wenn alle Abtaststifte geschlossen sind, beim Zug- und Druckspiel ganz schwach hören kann. Ich benutze zur Einstellung ein Stück Band, mit dem ich alle Abtaststifte verschließe und einen Stichel, den mir Alois Blüml einmal geschenkt hat (ein langer, feiner Schraubenzieher tut´s natürlich auch). Dann jede Ledermutter um jeweils eine Vierteldrehung im Uhrzeigersinn verstellen, Zug- und Druckprobe, danach das Ganze jeweils von Vorn, wenn noch Töne zu hören sind. Mit dem Stichel kann man die einzelne Klappe auch antupfen, man hat recht schnell heraus, wie viel Spiel die Klappe haben darf, um tatsächlich die Kanzelle zu verschließen. So eingestellt kann der Tanzbär (je nachdem, wie laut man spielt) problemlos 20 Rollen lang gespielt werden, bis ein Nachstellen erforderlich ist.


Früher Federmotor

Eine weitere Herausforderung ist das Antreiben des Motors selbst: Die Kulisse für den Antrieb im Deckel ist natürlich bei alten Instrumenten gerne abgenutzt und hat Spiel. Ferner sind die Rückstellkräfte nicht immer groß genug, um (und das gilt vor allem für die Federmotoren) den Betätigungshebel tatsächlich über den ganzen möglichen Weg nach oben zu bewegen. Die Folge ist, dass der Spieler entweder wahnsinnig oft den Hebel drücken muss oder aber die Melodie "verhungert", weil die notwendige Hebelkraft, um die Rolle zu transportieren ja bei wachsendem Umfang der bereits transportierten Rolle auf der Aufnahmespule wächst. Hier bewähren sich zum einen sehr weiche Federn und die Vergrößerung des Abstandes zwischen der Federaufnahme am Hebel und dem Fixpunkt im Gehäuse. Je größer dieser Abstand, um so weiter wird der Hebel wieder in seine Ausgangsstellung gebracht und stellt den Betätigungshebel auch wieder auf seine Nullstellung.


Tanzbärs Notenrolle

Ich habe selbst aus Unkenntnis schon mehr als eine Rolle vollständig zerstört. Neue Rollen (z.B. aus der Werkstatt von Alois Blüml) sind da wenig anfällig, weil aus hochreissfestem Material, aber sobald alte Rollen aus Papier ins Spiel kommen, empfehle ich, diese vor dem ersten Einlegen einfach mal abzurollen und anzuschauen. Wenn die Stege zwischen den Spuren bereits dünn oder gar nicht mehr vorhanden sind, lege ich diese Rollen gar nicht mehr ein. Querrisse oder ausgefranste Seiten sind ebenfalls ein absolutes No-Go, im Tanzbär wirken Kräfte auf die Rolle, die man sich nur schwer vorstellen kann und man kann während des Spiels definitiv nicht hineinsehen. Also lieber Finger weg und solche Rollen entweder reparieren oder nachstanzen lassen.