Die Baus war meine erste Drehorgel und wurde ca. 1972 von Werner Baus ins Ruhrgebiet neu ausgeliefert. Es handelt sich um einen Nachbau der letzten Bacigalupo-Notenbandrollen, jedoch mit einem Abnehmer im Abstromverfahren im Gegensatz zu den echten Bacigalupo-Abnehmern, die noch das Zustromverfahren benutzen. In der Praxis hat das Abstromverfahren große Vorteile, die Orgel selber reagiert schneller und besser.
Die Harmonipan ist eine echte Straßenorgel, sie hat eine unerreichte Lautstärke und nimmt die Geschichte der Drehorgel aus den 1920er Jahren wieder auf.

Werner Baus hatte neben Curt Baum und Siegfried Wendel einen offenbar guten Zugang zum letzten Erbauer von Drehorgeln aus der Berliner Bacigalupo-Dynastie. Mir sind von ihm Orgeln bekannt, die mit dem Originalfurnier aus der Werkstatt von Giovanni ("Hannes") Bacigalupo entstanden sind. Dies führte wohl irgendwann zu Irritationen, so dass Baus seine weiteren Orgeln mit Intarsien versah, die "Bausigalupo" im Titel trugen, bevor er seine Orgeln als "Harmonipan" bezeichnete, was sie offensichtlich ja auch sind. Hier eine Orgel im Originalfurnier - ich habe diese Orgel nicht gekauft, weil sie leider dank fehlender Pflege eine Menge Arbeit gemacht hätte. Werner Baus hat mir gegenüber "seine" Bacigalupo-Orgeln als die technisch ausgereiftesten Bacis bezeichnet, die je entstanden sind. Ich gebe da auch gerne recht, weil die Baus & Göckel wirklich unkompliziert und stets gut gestimmt daherkommen. Die Aufarbeitung, ob jetzt Baus oder Göckel federführend beim Instrumentenbau waren, ob es eine Arbeitsteilung war (Baus die Noten, Göckel die Technik) oder wie auch immer, übernehme ich nicht, da fragen Sie bitte andere.
Frühe Baus-Orgel mit Bacigalupo-Originalfurnier


Jetzt muss ich obige Aussagen doch ein wenig korrigieren (lassen). Mich hat nämlich eine Mail von Herrn Werner Baus erreicht, die zur Klärung des Sachverhaltes beitragen kann:

"Durch Zufall bin ich auf Ihrer Homepage gelandet [...]. Nun eine kleine Korrektur bezueglich meiner Orgel.
Ich habe mit Herrn Baum, Hamburg der ja die neuen Baci Walzenorgeln in den 60er u. 70er Jahren nachgebaut hat mit Originalwalzen von Baci-Ostberlin und auch mit Herrn Bacigalupo guten Kontakt gehabt. Als Baci verstarb und Baum auch tot war, wollte ich eigentlich die 26er Walzenorgel weiterbauen und die Walzen von Geweke beziehen. G. konnte mir meine Stueckzahlwuensche nicht erfuellen[...]. Daher die Umstellung von mir auf 26er Notenrollen. Ich habe damals die Tochter v. Baci in Ostberlin gefragt, ob ich denn den Namen Bacigalupo verwenden duerfe. Sie antwortete - Wenn ihre Musik genauso gut ist wie meines Vaters, dann nehmen sie bitte ihren eigenen Namen, was ich dann auch gemacht habe. 16 Stueck mit Bausigalupo und alle weiteren mit Musikwerke W.Baus bzw. Harmonipan. Gebaut wurden sie alle bei Goeckel. Die Rechte der Musik liegen fuer 42 Notenrollen bei mir [...]!

Kleine Aenderung in Ihrem Text: Ich habe keine 26er Baci-Notenrollenorgel kopiert, die es meiner Meinung nach eh nie gegeben hat - immer nur mit Walze, sondern eine sinngemaesse Kopie einer 26 Bacigalupo Harmonipan Walzenorgeln, halt mit Notenrolle."

Ich denke, diese Klarstellung gehört hier hin - wie mir Werner Baus bereits vor einigen Jahren mitgeteilt hat, wurden die Rollen von einem Mitglied des Leipziger Gewandhausorchesters arrangiert und waren für die damalige Zeit ein recht kostspieliges Unterfangen.