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Ende des 19. Jahrhunderts ergab sich ein zunehmender Bedarf an preisgünstigen und leicht erlernbaren Instrumenten für die Bevölkerungsschichten, für die hochpreisige Instrumente schlicht unerschwinglich waren. Hier begründet sich auch der sprunghafte Anstieg des Verkaufs von Bandoneons und Akkordeons. Äußerst beliebt waren auch die sogenannten Volkszithern, Akkordzithern, die auf Chr. August Gütter in Markneukirchen zurückgehen. Diese Instrumente waren so konzipiert, dass die bundlosen Melodiesaiten mit dem Plektron oder mit einem Schlag- oder Zitherring gespielt wurden und durch definierte Bass-Saiten als Begleitakkorde eine einfache Begleitung ermöglichten. Um die Spielweise noch stärker zu vereinfachen, wurden dann Papiernotenkarten angeboten, die man unter die Melodiensaiten legte und an einer bestimmten Stelle fixierte. Nach dem sogenannten Wäscheleinenprinzip konnten nun einfache Melodien gespielt werden. Die passenden Bass- und Begleitakkorde wurden nummerisch auf der linken Seite des Kartons gekennzeichnet und konnten dann mit dem linken Daumen gezupft werden. Was lag näher, als einen Mechanismus zu erfinden, der über ein Medium, in diesem Fall gestanzte Lochbandrollen und einen Aufsatz verfügt, der mittels differenzierter Mechanik die Arrangements der Lochbänder wiedergab. Die Melodien der Musikstücke wurden so, entgegen der eher schlichten Möglichkeiten der einfachen Akkordzither, zu voluminösen Interpretationen. Das Prinzip der TRIOLA als halbmechanisches Musikinstrument mit einer großen klanglichen Vielfalt war geboren.

Ernst Paul Rießner
Der Erfinder der TRIOLA war ein erfolgreicher und angesehener Mitarbeiter der Firma Symphonion Fabrik Lochmannscher Musikwerke AG (1885-1904). Bei dieser Firma handelte es sich um die erste und zugleich größte und bedeutendste Produktionsstätte für Lochplatten-Musikwerke mit Stimmkamm.1889 beendete Ernst Paul Rießner gemeinsam mit Adolph Brachhausen dieses Dienstverhältnis zum Ärgernis von Paul Lochmann, dem damaligen Firmeninhaber. Die beiden gründeten ihr eigenes Geschäft, das 1895 in der Polyphon Musikwerde AG aufging.
Im Jahr 1919 meldete Ernst Paul Rießner (Luckenwalde) das Patent für die TRIOLA an (DRP Nr.326832)
Eines der größten Unternehmen im Automatenbau und -handel, nämlich die Firma Popper brachte das Instrument zur Herbstmesse 1920 auf den Markt.
Das neue Instrument fand reißenden Absatz. Es war auf Grund des geringen Preises ideal für den kleinen Mann in den bitteren Jahren nach dem 1. Weltkrieg.

Patent Triola Seite 1
DRP 326832, Seite 1, Quelle: https://depatisnet.dpma.de
Patent Triola Seite 2
DRP 326832, Seite 2, Quelle: https://depatisnet.dpma.de

Patent Triola Seite 3
DRP 326832, Seite 3, Quelle: https://depatisnet.dpma.de
Patent Triola Seite 4
DRP 326832, Seite 4, Quelle: https://depatisnet.dpma.de

Triola und Menzenhauer im Vergleich
Triola und Menzenhauer im Vergleich

Die Triola ist eine halbmanuelle Harfenzither mit 25 mechanisch betätigten Melodiesaiten c` bis c``` und 6 manuell zu betätigenden Begleitakkorden zu je 4 Saiten.

Der Ursprung dieser Harfenzithern, die in den 1880er und 1890er Jahren einige Popularität erlangten, liegt in Wien und Berlin, ich habe hier zwei Beispiele solcher Zithern aus dem Hause Menzenhauer (Menzenhauer und Schmidt, Berlin) einmal im Bild festgehalten. Dies sind allerdings kleinere Modelle mit lediglich 21 Melodiesaiten und 5 Begleitakkorden. Dennoch steht zu vermuten, dass auch die Leipziger Musikwerke, vormals Paul Ehrlich, die Grundinstrumente von Menzenhauer bezogen haben und lediglich die Mechanik in Leipzig entstand - zu ähnlich sind die Instrumente in Form- und Farbgebung, als es da nicht eine Kooperation gegeben haben muss.

 


Triola Spielapparatur
Triola Spielapparatur
Triola Spielapparatur - Antrieb
Triola Spielapparatur - Antrieb

Triola Spielapparatur - Gesamtansicht
Triola Spielapparatur - Gesamtansicht
Triola Spielapparatur - Detailansicht Federn
Triola Spielapparatur - Detailansicht Federn