Die dritte Magic war in einem nicht spielbereiten Zustand, so dass ich mich nach dem Auspacken und dem ersten Spielen gezwungenermaßen daran gemacht habe, die Magic zu zerlegen. Zuallererst habe ich den Balg geöffnet, um das Schlauchpaket von der Bass- zur Diskantseite in Augenschein zu nehmen. Wenn das Paket nicht in Ordnung gewesen wäre, hätte ich die Magic ehrlich nicht restauriert, das wäre dann ein reines Anschauungsobjekt geblieben. Das Schlauchpaket neu aufzubauen, ist nämlich mehr als ein Geduldsspiel; außerdem müssen sämtliche Anschlüsse neu aufgebaut werden, bei 24 Spiel- und 2 Windschläuchen, die durch den Balg geführt werden ist das ein tagelanges Unterfangen - schließlich soll ja hinterher jeder Ton wieder an der richtigen Stelle erklingen. Das Paket erwies sich jedoch als weiterverwendbar, alle Schläuche sind noch weich und sind durch Talkum gut geschützt gewesen.


Blick in den Balg
Geöffneter Balg der Magic

Hier ein Blick in das Balginnere: Schön zu sehen der obere der beiden Diskantstimmstöcke mit seinen Ventilen. Unter dem Schlauchpaket liegt der zweite dieser Stimmstöcke, beide sind mit je 20 Doppelstimmen versehen. Im Vordergrund sieht man sehr schön die Schlauchaufnahme, in der die Schläuche sortiert sind. Die beiden Schnüre dienen der Zugbegrenzung, das Schlauchpaket ist in den Balg gefaltet und wird bei der Zugbewegung am Balg gestreckt. Der Anblick war ziemlich beruhigend, hier ist nichts versprödet, gerissen oder zerstört. Der Balg wird für die weiteren Arbeiten wieder geschlossen. Man sollte auch grundsätzlich immer nur eine Seite des Balgs gleichzeitig öffnen, um das Schlauchpaket nicht über Gebühr zu strecken. Das Paket selbst kann ausgebaut werden, indem man die inneren Schlauchaufnahmen vom Diskant- bzw. Bassteil abnimmt. Hierbei ist gerade bei Instrumenten, wo man das Schlauchpaket erhalten will, allerdings größte Vorsicht geboten, um die Schläuche nicht über Gebühr zu belasten. Wenn man die Schlauchaufnahme im jeweils äußeren Teil bereits abgenommen hat, kann es einfacher sein, die Schrauben von außen wieder einzudrehen und die Aufnahme unter sanftem Druck von ihrer Dichtung zu lösen.


Blick von der Diskantseite des Balgs
Blick von der Diskantseite des Balgs
Hier zu sehen die andere Blickrichtung. Die Federn in den Windschläuchen sind nicht original, aber hilfreich: Die Windschläuche haben einen relativ großen Durchmesser und sind so gegen ein Abknicken bei den Zug- und Druckbewegungen des Balgs geschützt. Auch ist gut zu sehen, wie das Schlauchpaket sich in den Balg hineinfaltet, wenn der Balg ganz geschlossen ist. Unter dem Paket sieht man den größeren der beiden Bassstimmstöcke.

Ich empfehle, das Zerlegen immer auf der Diskantseite des Instruments zu beginnen. Hier herrscht im Gegensatz zur Bassseite ziemlich Ordnung, auf der Bassseite müssen neben dem Motor ja zusätzlich auch noch die Durchführungen für die Schläuche zum Diskantteil neben der Ansteuerung der Bassstimmen untergebracht werden, da ist es also ziemlich eng. Nach Abnahme des Verdecks und der hinteren Abdeckung sind alle zu lösenden Schrauben gut zugänglich und das Zerlegen kann beginnen.

Eine erste Durchsicht am Diskantteil ergab, dass sämtliche Schläuche völlig versprödet waren, zum Teil waren sie schon abgerissen - das ließ für die Bassseite auch nicht Besseres erwarten. Das Material für die Spielwindschläuche hingegen war noch weich und konnte im gesamten Instrument weiterverwendet werden.

Jetzt werden die Puristen unter den Lesern unter Schnappatmung zu leiden beginnen: Ich habe mich entschlossen, beim Tausch der Schläuche kein Originalmaterial aus Gummi zu verwenden, sondern bin auf transparenten Kunststoffschlauch ausgewichen. Zum einen kann ich so Verschmutzungen in der Steuerung sofort erkennen, zum anderen war das auch "mal eben" an dem Samstag, an dem ich die Arbeiten eigentlich nur vorbereiten wollte, auch im nächstgelegenen Baumarkt sofort verfügbar. Das hat ermöglicht, sämtliche Arbeiten sofort und ohne Unterbrechung auszuführen. Man kann ja sehen, dass ich das alles nicht in der kalten Werkstatt, sondern im gemütlich warmen Esszimmer gemacht habe, hier ist mein "Management" relativ kritisch, was längere Fehlbelegungszeiten solcher Lokalitäten angeht.


Abgenommener Diskantteil
Gut erkennbar fehlende bzw. durch Versprödung abgerissene Schläuche
Die Diskantseite
Links und rechts die Ventilsteuerung, dazwischen die Ventilblöcke selbst